Kann man mit Yoga abnehmen oder warum Yoga auch mal anstrengend sein darf 😉

Hatha Yoga ist ein Überbegriff für alle tantrisch geprägten, das heisst körper- und bewegungsorientierten Yogarichtungen. Dabei steht «Ha» für Sonne und gleichbedeutend für alles Männliche, Bewegung Wärme und die Aktivität. Die Silbe «Tha» hingegen repräsentiert den Mond und steht symbolisch für alles Weibliche, die Ruhe, Kühle und Stille. Aufs Yoga bezogen, soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass Yoga Harmonie zwischen allen Aspekten unseres Seins schafft. Die Atmung ist hierbei ein elementares Bindeglied. Durch aktives Einatmen nehmen wir Energie und Sauerstoff auf, mit dem Ausatmen schaffen wir lösende, fliessende Gelassenheit.

Die Deutung alter Orakelknochen (ca. 16. bis 11. Jhdt. v. Chr.) beschreibt „Yin” als „Schattigen Ort“ und „Yang” als „Sonnige Anhöhe“. Die zwei Seiten Yin und Yang können – unabhängig vom Geschlecht – in Balance oder Dysbalance sein. Ein Gleichgewicht zwischen diesen beiden Aspekten menschlichen Seins herzustellen, ist ausschlaggebend für ein gesundes Leben und Ziel des Yoga.

Zunehmende Beliebtheit erfreut sich – nachvollziehbarerweise und als Reaktion auf unseren getriebenen, hektischen Alltag die Praxis des Yin Yoga. Also eine ruhige, Yogapraxis, die überwiegend im Sitzen und Liegen und unterstützt durch zahlreiche Hilfsmittel ausgeführt wird. Die einzelnen Haltungen werden häufig passiv über längere Zeit (bis zu 4 Minuten) gehalten, was zu einer tiefgreifenden Entspannung auch des tiefen Bindegewebes führt. 

Warum das Yang Element im Yoga (auch) wichtig ist

Gegenüber dem Yin Yoga stehen dynamische Hatha Yogastile (z.B. Vinyasa Flow, Jivamukti oder Power Yoga), die oft durch fliessende und fordernde Übergänge der Haltungen gekennzeichnet sind, in denen statisch Kraft aufgebaut wird, die uns auch mal so richtig ins Schwitzen bringen und die körperliche Herausforderung mit hoher Konzentration, intensivem Atem und Kontemplation verbinden. Hierbei ist es besonders wichtig, zu spüren wo der Übergang zwischen Yang und einem sportlichen, ungesunden Ehrgeiz liegt, der im Yoga prinzipiell nichts zu suchen hat. Bei Yang Yoga soll die Freude an der Bewegung und aktives Verschmelzen mit dem eigenen Körper im Vordergrund stehen.

Neben der Hektik und dem Stress ist unser Leben auch häufig geprägt durch Bewegungsarmut und sehr einseitige Bewegungsabfolgen. Abgesehen von Kindern wagen wir uns irgendwann nicht mehr an Bewegungsextreme, die unseren Körper (und Geist) auf andere als gewohnte Weise fordern und gerade dadurch so guttun. Denn durch ungewohnte Bewegungsabfolgen entstehen gleichzeitig neue Synapsenverbindungen im Gehirn. Daher gilt, einfach ab und zu gewohnte Bewegungsmuster durchbrechen. Auch das wird im Yang Yoga praktiziert. Selbstlimitierende Botschaften, wie «Das kann ich nie» sind tabu, denn sie kennzeichnen nichts weiter als das Ego. Moderne, westliche Menschen haben viel um die Ohren und all diese, vor allem geistige, Hyperaktivität abzuschalten, also das «Runterkommen”, fällt häufig schwer. Meine Beobachtung: Menschen meiden Anstrengung, vor allem körperliche. Yoga Ja, aber bitte möglichst bequem Um den ewig rumorenden inneren Antreiber mal stillzulegen, dafür eignet sich jedoch gerade Yang Yoga.

Action speaks louder

Getreu dem Motto: „Raus aus dem Kopf – rein in den Körper“. Zahlreiche Gedanken und Probleme, die vor der Yogapraxis noch viel Raum eingenommen haben, sind uns nach der anstrengenden Yogapraxis nur noch ein müdes, aber zufriedenes Lächeln wert.

Gesundes Yang Yoga erzeugt keinen Wettbewerb oder Leistungsdruck. Wir wollen Yoga nicht als Sportersatz, denn dafür wäre es zu schade. Es geht vielmehr darum, beständig aber losgelöst von Zielen zu üben und dadurch ein kontrollierbares Experimentierfeld für die Arbeit mit uns selbst aufzubauen. Das erlaubt es uns, in eine zunehmend tiefe Verbundenheit zu unserem Körper und zugleich zu allem Lebendigen um uns herum zu treten. Yoga kreiert Beziehungen und die Einsichten und Fähigkeiten, die wir auf der Matte erlangen, tragen wir mit der Zeit darüber hinaus in unsere (Um)-Welt. Dabei geht es darum, Bemühen, Anstrengung, Willenskraft und Ausdauer mit Loslassen und Hingabe ins Gleichgewicht zu bringen.

Gibs Dir! Auf positive Art und Weise

Wir sind dazu geschaffen, spielfreudige Geschöpfe zu sein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mir eine gesunde Yang Yoga-Praxis enorm geholfen hat, Altes über Bord zu werfen und meine eingefahrenen Muster und Gewohnheiten zu überwinden. Und sobald  Yoga einmal zur positiven Gewohnheit geworden ist, ist es mit Trägheit und Faulheit ein für allemal vorbei. Da wird der innere Schweinehund wieder zum wachen Wolf.

Wie für alles im Leben gilt auch für Yoga: Alles zu seiner Zeit. Einfach mal so richtig entspannen im Yin Yoga? Ja bitte, zum Ausgleich für anderweitige erschöpfende, körperliche Anstrengungen und als wohltuende Abwechslung. Den Geist zur Ruhe bringen und Abschalten? Geht nach einer ganzheitlich fordernden und körperlich anstrengenden Yogastunde meist besser. Also, raus aus der Schonhaltung. Gebt’s Euch auf der Matte und bleibt gelassen im Leben!